Dienstag, 15. Januar 2008


Freiheit

Weg von Zuhause, ab zum Studium, zum Zivildienst, raus, die Welt entdecken. Und dann am Telefon die kleine Schwester: "Wie oft muss ich noch schlafen bis du wieder da bist? Warum kommst du nicht?"

Was soll sie auch verstehen, wenn man sagt, soundsoweit entfernt. Was soll denn das heissen, sonst kam man doch auch immer, spätestens morgens um sieben lag der verschlafene Bruder unter der Bettdecke.

Einsam ist sie, einsam macht manchmal auch das Studium unter den vielen komischen Leuten. Dann ist man verlassener als ein Schiffbrüchiger auf einem Floß mitten im Ozean.

Doch manchmal die Überraschung, wenn man plötzlich was in sich entdeckt. Wenn einen bei Tagesanbruch eine seltsame kleine Stimme weckt:

»Bitte... zeichne mir ein Schaf!«
»Wie bitte?«
»Zeichne mir ein Schaf...«

Oder so ähnlich.

Vielleicht zeichnet oder schreibt man auf, was man erinnert. Irgendwie, so gut es geht, denn eigentlich denkt man schon an den nächsten Umzug. Zur Not wird's kein Schaf, sondern ein Elefant in einer Riesenschlange.

»Nein, nein! Ich will keinen Elefanten in einer Riesenschlange. Eine Riesenschlange ist sehr gefährlich und ein Elefant braucht viel Platz. Bei mir zu Hause ist wenig Platz. Ich brauche ein Schaf. Zeichne mir ein Schaf.«

Stimmt, Studentenwohnungen sind zu klein für Riesenschlangen, die gerade einen Emefant gefressen haben. Bescheidenheit! Ein Schaf!
Man versucht es wieder und wieder, Tag für Tag, doch es gelingt kaum. Das eine ist krank, das andere ist ein Widder, denn es hat Hörner. Dann eine zündende Idee:

»Das ist die Kiste. Das Schaf, das du willst, steckt da drin.«



Genial: ein Schaf gezeichnet und auch noch auf eine Art, dass es sich jeder genau so vorstellen kann, wie sein individuelles Schaf aussieht. Man muss sich nicht mehr streiten, ob es zu gross oder zu klein ist, selbst die kleine Schwester bekommt genau das Schaf, das sie sich gewünscht hat.



Ich weiss, Antoine de Saint-Exypéry konnte das besser erzählen. Aber mein Schaf ist ja auch jemand anderem gewidmet.

Übrigens, wer die Geschichte unterwegs erzählen will, der findet hier den Kleinen Prinz in 100 Sprachen, mit Hörbeispielen. Damit lässt sich reisen, auch zuhause in der kleinen Studentenwohnung.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

heimat ist da, wo man sich verstanden fühlt
und da, wo man ausruhen kann
und da, wo man einfach ist
und das kann auf einem fleckchen himmel zwischen einer mülltonne und einer mauer mitten in ny sein-

es kann aber auch irgendwo in der gewaltigen galaxie des internets schweben
und mit lieben worten gute gefühle auslösen
es kann bedeuten, dass man heimatlich wird
weil man vertraut wird

es kann bedeuten, dass man sich verstanden fühlt
und nicht mehr einsam ist
egal wo man ist.

Anonym hat gesagt…

danke =)

Unknown hat gesagt…

als ich den beitrag las musste ich die ganze zeit an dich denken, lena.
ohne nicht auch andern menschen zuzutraune, auch so liebevoll über deine kleine schwester zu schreiben.
und über den kleinen prinzen, der gelernt hat, egal in welcher der 100 sprachen, mit dem herzen die wichtigen dinge des lebens zu sehen

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